Digitalisierungsprojekt von Haus Schlesien in Zusammenarbeit mit der Martin-Opitz-Bibliothek
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Findbuch / Bestandsliste des Nachlasses Hoffmann
Vorwort
Papier ist geduldig, sagt ein Sprichwort, und so liegt es oft Jahre und Jahrzehnte, wird mehr und mehr oder wird gar unbesehen entsorgt. Aber Papier kann auch spannende Geschichten erzählen, weshalb man ihm – bei aller Geduld – manchmal doch mehr Aufmerksamkeit widmen sollte. Ein Beispiel hierfür sind die Dokumente aus der Sammlung Hoffmann. Diesen gut sortierten Dokumentenbestand aus dem Nachlass der Familie hat Hiltrud Hoffmann, die 1945 mit ihrer Familie aus Halbau in Schlesien fliehen musste, im Jahr 2012 bzw. 2017 an HAUS SCHLESIEN übergeben. Der Bestand umfasst vor allem Dokumente ihres Großvaters Friedrich Bernhard (Fritz) Hoffmann, ihres Vaters Hans Hoffmann sowie der Tante Charlotte (Lotte) Gaszynski geb. Hoffmann. Die gewissenhafte Archivierung aller Unterlagen durch die Familie und die Umsicht der Erbin ermöglichen es, anhand dieses Dokumentenbestandes von Flucht, Vertreibung, Heimat und Heimatverlust einer schlesischen Familie zu „erzählen“. Aus abstrakten Geschichtsdaten wird durch den biographischen Ansatz erlebte Geschichte.
Von den vier Säulen der Museumsarbeit – Sammeln, Bewahren, Forschen und Vermitteln –wird zumeist nur das wahrgenommen, was in Ausstellungen präsentiert wird. Dies ist in der Regel nur ein Bruchteil der Bestände und so bleibt ein großer Teil der Sammlung dem breiten Publikum verschlossen. Neue Möglichkeiten der Präsentation ergeben sich heute durch die Digitalisierung – Sammlungsbestände können Online einer Vielzahl von Interessenten aus dem In- und Ausland bekannt und teilweise verfügbar gemacht werden. Dadurch können neue Nutzergruppen auf Themen aufmerksam oder bislang eher unbekannte Bestände und Archive Forschenden zugänglich gemacht werden.
Dank der finanziellen Förderung durch die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien konnte die aus weit mehr als 500 Dokumenten und Fotografien bestehende Sammlung Hoffmann vollständig inventarisiert, digitalisiert und erschlossen werden. Die nachfolgende Präsentation einer Auswahl von Dokumenten gibt einen Einblick in das ereignisreiche Leben von Fritz Hoffmann und seiner Familie zwischen Halbau und Ittenbach und damit zugleich in die deutsche Geschichte des 20. Jahrhunderts. Die hier gezeigten wie auch die im angehängten Findbuch aufgeführten Dokumente können Interessenten auf Anfrage digital oder bei Bedarf auch im Original in der Bibliothek des Dokumentations- und Informationszentrums im HAUS SCHLESIEN einsehen. Die zugehörige Inventarnummer ist jeweils neben dem Bild vermerkt.
Silke Findeisen, HAUS SCHLESIEN
Einleitung
Die Sammlung Hoffmann erzählt von einer schlesischen Familie und ihrem Schicksal im Verlaufe des 20. Jahrhunderts. Die Erzählung beginnt mit Fritz Hoffmann und seinen drei Brüdern – Gustav, Otto und Paul – die im Laufe der Zeit alle heirateten und Kinder bekamen, wodurch ein immer weiter verzweigtes Familiengeflecht entstand. Dabei bildet der Familienzweig von Fritz und seinem Sohn Hans den Hauptstrang der Erzählung, auf die sich die überwiegende Mehrheit der Dokumente bezieht.
Die anderen Familienzweige sind in der Sammlung sehr ungleichmäßig abgebildet, so können wir z.B. über die Familie von Paul Hoffmann kaum etwas berichten, auf der anderen Seite ist die Familie von Gustav Hoffmann dafür umso detailreicher dokumentiert.
Damit der Betrachter der Präsentation besser folgen und die Beziehungen innerhalb der Familie nachvollziehen kann, wird einleitend die gesamte Familie Hoffmann überblicksweise vorgestellt. Eine Ausnahme bildet hierbei Gustav Hoffmann und seine Tochter Charlotte, die aufgrund der Fülle der uns vorliegenden Materialien eine ausführlichere Vorstellung erfahren.
Danach folgt die Erzählung einem chronologischen Muster. Es wird zunächst das offenbar sorglose und glückliche Leben der Hoffmanns in Halbau (Niederschlesien) beleuchtet, wo Fritz sich durch seine Arbeit als Malermeister Ansehen und einen gewissen Wohlstand erarbeitete. Mit dem Ende des Zweiten Weltkrieges findet dieses Leben ein abruptes und unwiederbringliches Ende. Die Hoffmanns fliehen im Februar 1945 aus Schlesien und sind zunächst über ganz Deutschland verstreut. Nach der kurzen und wirren Fluchtphase findet sich die Familie schließlich in Ittenbach im Siebengebirge wieder vereint. Dort können sie beim Schwiegervater ihres Sohnes Hans unterkommen. Mittellos, der Heimat entrissen und nicht immer gerne gesehen, müssen sie sich von da an als Vertriebene mit zusätzlichen bürokratischen Hürden herumschlagen. Nachdem die entbehrungsreiche Nachkriegszeit überstanden war, machten sich die Hoffmanns daran, ihr eigenes Zuhause in der neuen Heimat einzurichten. Im letzten Abschnitt wird das Leben der Hoffmanns in Ittenbach nach 1950 gezeigt. Es ist eine Zeit der Stabilität und des bescheidenen Wohlstandes, Fritz und seiner Familie ging es gut, ihre alte Heimat behielten sie jedoch stets in Erinnerung. Besonders wichtig war ihnen der Kontakt mit Familie und Freunden aus Schlesien, die sie oft besuchten. Immer wieder taucht Schlesien als Motiv in ihren selbst verfassten Gedichten und auf Bildern auf.
Halbau, Niederschlesien - Herkunftsort der Familie Hoffmann
Ittenbach, Siebengebirge - Zielort der Familie Hoffmann
Ein Projekt von
HAUS SCHLESIEN, Dokumentations- und Informationszentrum für schlesische Landeskunde, Dollendorfer Str. 412, 53639 Königswinter
Projektleitung
Nicola Remig
Konzeption und Text
Andreas Göttmann
Mitarbeit
Lars Busch, Silke Findeisen, Joachim Schmidt
Satz und Layout
Bernadett Fischer
Finanzierung
Das Projekt wird gefördert durch die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien aufgrund eines Beschlusses des Deutschen Bundestags.