Zeitzeugengespräch mit Stanisław Płatek

23 SEPT 2021, 13:00 - 14:30

Zeitzeugengespräch mit Stanisław Płatek

In Kooperation mit dem Kulturreferat für Oberschlesien

Thema: In Kattowitz, an einem Ort, den heute ein Denkmal in Gestalt eines besonders symbolträchtigen Kreuzes überragt, kam es am 16. Dezember 1981 zur blutigsten aller Niederschlagungen während des Kriegszustandes. Gegen Bergleute, die als Zeichen ihres Widerstandes und aus Solidarität mit ihren verhafteten Kumpels einen Streik ausriefen, wurden Panzer und Kampfwagen der Armee und Sondereinheiten der Miliz mobilisiert. Die Streikenden sollten eingeschüchtert und die Ausweitung der Proteste auf weitere Betriebe und Bergwerke in Oberschlesien verhindert werden. Denn gerade hier, in der Region, die von kommunistischen Machthabern als die Vorzeige-Region betrachtet wurde, erwies sich der Widerstand als besonders hartnäckig. Um ihre Hegemonie über Staat und Gesellschaft zu bestätigen, entschied sich die kommunistische Partei zum wiederholten Male in der Nachkriegsgeschichte Polens zur Gewaltanwendung. Bereits am 15. Dezember 1981 wurden vier Bergleute vor dem Bergwerk "Manifest Lipcowy" in Bad Königsdorff-Jastrzemb verletzt, als das Feuer gegen sie eröffnet wurde. Zwei Tage später wurde die "Befreiung" des Kattowitzer Bergwerkes "Wujek" eingeleitet. Unter Einsatz von Wasser- und Gasgranatwerfern wurde mit dem Sturmangriff auf das Bergwerk begonnen. Panzer und Kampfwagen von Armee und Miliz rissen die Umzäunungennieder und gelangten auf das Werksgelände. Schließlich kam noch ein Kommando der Sondermiliz zum Einsatz, das den Widerstand der Streikenden mit Hilfe von Machinenpistolen brach. Die Milizionäre schossen weder in die Luft, noch gaben sie Salutschüsse ab. Sie töteten neun Begleute. Der jüngste von ihnen war 19 Jahre alt.

Heute ist das majestätische Denkmal für die gefallenen Bergleute des Steinkohlenbergwerkes "Wujek" nicht nur ein gesamtpolnisches Symbol des Widerstandes gegen die Ausrufung des Kriegsrechts, sondern vor allem ein Zeichen der Erinnerung an die beschriebenen tragischen Ereignisse. Aus Anlass des 40. Jahrestages der Ausrufung des Kriegsrechts in Polen und der Niederschlagung des Streiks auf dem Bergwerk "Wujek" und an anderen Orten, insbesondere in Oberschlesien, erinnern wir an die Ereignisse und das Unrechtsregime in Polen. Auch für Hunderttausende Oberschlesier, die vor allem in der zweiten Hälfte der 1980er Jahre das Land verließen und als Aussiedler in Deutschland, zumal in Nordrhein-Westfalen, eine neue Heimat fanden, waren die Ereignisse vom Dezember 1981 mit auschlaggebend, für die Entscheidung, Polen verlassen zu wollen - sie hatten mit dem kommunistischen System endgültig abgeschlsosen. Nach einer knappen historischen Einführung in die Thematik durch die Kulturreferenten für Oberschlesien, Dr. David Skrabanie, folgen die Vorträge von Dr. Marek Lyszczyna, Mitarbeiter beim Schlesischen Zentrum für Freiheit und Solidarität in Kattowitz sowie durch Stanisław Płatek, Streikführer auf dem Bergwerk "Wujek" im Dezember 1981. Anschließend besteht die Möglichkeit zur Diskussion.

Das Zeitzeugengespräch wird gedolmetscht.

Vortragsort: Vortragsraum der MOB

Eintritt frei! 

Keine Anmeldung erforderlich

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